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Daumerlings Wanderschaft

Daumerlings Wanderschaft. Cover einer Einzelausgabe, Hermann Stockmann (Scholz' Künstler-Bilderbücher No. 18, Josef Scholz Verlag, Mainz, 1922)
Ein Schneider hatte einen Sohn, der war klein geraten育つ(ge·ra·ten) und nicht größer als ein Daumen, darumだから hieß er auch der Daumerling. Er hatte aber Courage勇気 im Leibe und sagte zu seinem Vater 'Vater, ich soll und muß in die Welt hinaus.' 'Recht, mein Sohn,' sprach der Alte, nahm eine lange Stopfnadelかがり針 und machte am Licht einen Knoten von Siegellack封蝋の結び目 daranに付ける(an|ma·chen), 'da hast du auch einen Degenエペ mit auf den Weg.' Nun wollte das Schneiderlein noch einmal mitessen und hüpfte in die Küche弾んで行く(hüp·fen), um zu sehen, was die Frau Mutter zu guter Letzt gekocht hätte. Es war aber eben angerichtet食卓に並べる, und die Schüssel stand auf dem Herd. Da sprach es 'Frau Mutter, was gibts heute zu essen?' 'Sieh du selbst zu'' sagte die Mutter. Da sprang Daumerling auf den Herd und guckte in die Schüssel: weil er aber den Hals zu weit hineinstreckte伸ばしすぎ, faßte(fas·sen) ihn der Dampf von der Speise und trieb(aus|trei·ben) ihn zum Schornstein hinaus. Eine Weile ritt(rei·ten) er auf dem Dampf in der Luft herum, bis er endlich wieder auf die Erde herabsank(ab|sit·zen). Nun war das Schneiderlein draußen in der weiten Welt広い世間で, zog umher移動する(zie·hen), ging auch bei einem Meister in die Arbeit, aber das Essen war ihm nicht gut genug. 'Frau Meisterin, wenn sie uns kein besser Essen gibt,' sagte Daumerling, 'so gehe ich fort und schreibe morgen früh mit Kreideチョーク an ihre Haustüre: Kartoffel zu viel, Fleisch zu wenig, adiesさようなら(a·di·eu), Herr Kartoffelkönig.' 'Was willst du wohl, Grashüpfer?バッタ' sagte die Meisterin, ward bös(bö·se), ergriff einen Lappen und wollte nach ihm schlagen: mein Schneiderlein kroch(krie·chen) behendeすばやく unter den Fingerhut指ぬき, guckte unten hervor下から外を und streckte(aus|stre·cken) der Frau Meisterin die Zunge heraus. Sie hob(auf|he·ben) den Fingerhut auf und wollte ihn packen, aber der kleine Daumerling hüpfte in die Lappen布切れ, und wie die Meisterin die Lappen auseinanderwarf次次と und ihn suchte, machte er sich in den Tischritz透き間(Ritz). 'He, he, Frau Meisterin,' rief er und steckte den Kopf in die Höhe, und wenn sie zuschlagen wollte, sprang er in die Schublade引き出し hinunter. Endlich aber erwischte捕らえる sie ihn doch und jagte追いやる ihn zu m Haus hinaus.

Das Schneiderlein wanderte und kam in einen großen Wald, da begegnete ihm ein Haufen Räuber強盗の集団, die hatten vor(vor|ha·ben), des Königs Schatz zu bestehlen金品を盗む. Als sie das Schneiderlein sahen, dachten sie 'so ein kleiner Kerl kann durch ein Schlüsselloch kriechen und uns als Dietrich合い鍵 dienen.' 'Heda,' rief einer, 'du Riese大男 Goliath, willst du mit zur Schatzkammer宝の蔵 gehen? du kannst dich hineinschleichen忍び込む(ein|schlei·chen) und das Geld herauswerfen(aus|wer·fen).' Der Daumerling besannよく考える(be·sin·nen) sich, endlich sagte er 'ja, und ging mit zu der Schatzkammer. Da besah綿密に調べる(be·se·hen) er die Türe oben und unten, ob kein Ritz darin wäre. Nicht lange, so entdeckte er einen, der breit幅のある genug war, um ihn einzulassen中に入れてやる. (Er wollte auch gleich hindurch, aber eine von den beiden Schildwachen2人の歩哨の1人, die vor der Tür standen, bemerkte ihn und ) eine Schildwachen sprach zu der andern 'was kriecht da für eine häßliche Spinne?不快な蜘蛛 ich will sie tottretenを踏み殺す(tot|tre·ten).' 'Laß das arme Tier gehen,' sagte die andere, 'es hat dir ja nichts getan.' Nun kam der Daumerling durch den Ritz glücklich in die Schatzkammer, öffnete das Fenster, unter welchemその下に die Räuber standen, und warf ihnen einen Taler銀貨 nach dem andern次々と hinaus. Als das Schneiderlein in der besten Arbeit war, hörte es den König kommen, der seine Schatzkammer besehen wollte, und verkroch sichはって隠れる eilig. Der König merkte, daß viele harte Taler fehlten, konnte aber nicht begreifen把握する, wer sie sollte gestohlen haben, da Schlösser und Riegel錠前とかんぬき in gutem Zustand waren手入れが行き届いている, und alles wohl verwahrt保管する(ver·wah·ren) schien. Da ging er wieder fort und sprach zu den zwei Wachen 'habt acht, es ist einer hinter dem Geld金を狙っている.' Als der Daumerling nun seine Arbeit von neuem anfing, hörten sieWachen das Geld drinnen sich regen und klingen響く klipp, klapp, klipp, klapp. Sie sprangen(sprin·gen) geschwind hinein und wollten den Dieb greifen. Aber das Schneiderlein, das sie kommen hörte, war noch geschwinderさらに速く, sprang in eine Ecke und deckte einen Taler über sich, so daß nichts von ihm zu sehen war彼に見えないように, dabei neckteからかう es noch die Wachen und rief 'hier bin ich.' Die Wach en liefen dahin, wie sie aber ankamenそこに着く, war es schon in eine andere Ecke unter einen Taler gehüpft und rief 'he, hier bin ich.' Die Wachen sprangen eilends herbeiこちらへ, Daumerling war aber längstとっくに in einer dritten Ecke und rief 'he, hier bin ich.' Und so hatte es sie zu Narrenをからかう und trieb追い立てる(trei·ben) sie so lange in der Schatzkammer herum, bis sie müde waren und davongingen. Nun warf es die Taler nach und nach次第に alle hinaus: den letzten schnellte es mit aller Macht' hüpfte dann selber noch behendiglich darauf und flog(ab|flie·gen) mit ihm durchs Fenster hinab. Die Räuber machten ihm große Lobsprüche褒め言葉(Spruch), 'du bist ein gewaltiger Held大した勇者,' sagten sie, 'willst du unser Hauptmann werden?' Daumerling bedankte sich aber und sagte, er wollte erst die Welt sehen. Sie teilten nun die Beute, das Schneiderlein aber verlangte nur einen Kreuzer, weil es nicht mehr tragen konnte.

Darauf schnallte締める es seinen Degen wieder um den Leib, sagte den Räubern guten Tag und nahm den Weg zwischen die Beine. Es ging bei einigen Meistern in Arbeit, aber sie wollte ihm nicht schmecken気にくわない, endlich verdingte es sich als Hausknecht in einem Gasthof. Die Mägde aber konnten es nicht leiden我慢できない, denn ohne daß sie ihn sehen konnten女達は彼を見ることなしで, sah er alles, was sie heimlich taten密かに行った事 , und gab告げ口する bei der Herrschaft an, was sie sich von den Tellern genommen und aus dem Keller für sich weggeholt運び去る(weg|ho·len) hatten. Da sprachen sie 'wart, wir wollen dirs eintränken仕返しをする(ein|trän·ken) ,' und verabredeten申し合わせる untereinander, ihm einen Schabernack悪ふざけ anzutun(an|tun). Als die eine Magd bald hernachしている際に im Garten mähte草を刈る, und den Daumerling da herumspringen飛び回る und an den Kräutern auf- und abkriechenはって進む sah, mähte sie ihn mit dem Gras schnell zusammen, band alles in ein großes Tuch und warf(vor|wer·fen) es heimlich den Kühen vor. Nun war eine große schwarze darunter, die schluckte飲み込む ihn mit hinab, ohne ihm weh痛み zu tun. Unten gefiels(ge·fal·len) ihm aber schlecht, denn es war da ganz finster暗く und brannte(bren·nen) auch kein Licht. Als die Kuh gemelkt(mel·ken) wurde, da rief er 'strip, strap, stroll, ist der Eimer bald voll?'

Doch bei dem Geräusch雑音 des Melkens wurde er nicht verstanden. Hernachそのあとで trat der Hausherr in den Stall und sprach 'morgen soll die Kuh da geschlachtet屠殺する(schlach·ten) werden.' Da war dem Daumerling angst, daß er mit heller Stimme澄んだ声 rief 'laßt mich erst heraus, ich sitze ja drin.' Der Herr hörte das wohl, wußte aber nicht, wo die Stimme herkam(her|kom·men). 'Wo bist du?' fragte er. 'In der schwarzen,' antwortete er, aber der Herr verstand nicht, was das heißen sollte, und ging fort.

Am andern Morgen ward die Kuh geschlachtet. Glücklicherweise traf (tref·fen) bei dem Zerhacken切る(zer·ha·cken) und Zerlegen切り分ける(zer·le·gen) den Daumerling kein Hieb一撃, aber er geriet(ge·ra·ten) unter das Wurstfleisch. Wie nun der Metzger食肉業者 herbeitrat und seine Arbeit anfing, schrie er aus Leibeskräften力いっぱい 'hackt nicht zu tief, hackt nicht zu tief, ich stecke ja drunter.' Von dem Lärmen騒音 der Hackmesser hörte das kein Mensch. Nun hatte der arme Daumerling seine Not' aber die Not macht Beineをせきたてる, und da sprang er so behendとても機敏に zwischen den Hackmessern包丁の間を durch, daß ihn keins anrührte触れる(an|rüh·ren) und er mit heiler Haut無傷の肌 davonkam. Aber entspringenから逃げる konnte er auch nicht: es war keine andere Auskunft情報, er mußte sich mit den Speckbrockenベーコンの細切れ in eine Blutwurst hinunterstopfen lassen下に詰め込まれる. Da war das Quartier宿 etwas enge, und dazu ward er noch in den Schornstein煙突 zum Räuchern薫製にする(räu·chern) aufgehängt(auf|hän·gen), wo ihm Zeit und Weile時間と経過 gewaltig lang wurde. Endlich im Winter wurde er heruntergeholt下ろす(he·run·ter|ho·len). weil die Wurst einem Gast sollte vorgesetzt食事に出す(vor|set·zen) werden. Als nun die Frau Wirtin die Wurst in Scheiben schnitt輪切りにする(schnei·den), nahm er sich in acht, daß er den Kopf nicht zu weit vorstreckte前に突き出す, damit ihm nicht etwa der Hals mit abgeschnitten(ab|schnei·den) würde: endlich ersah er seinen Vorteil有利, machte sich Luft空きをつくる und sprang heraus.

In dem Hause aber, wo es ihm so übel ergangen war, wollte das Schneiderlein nicht Iänger mehr bleiben, sondern begab sichへ行く(be·ge·ben) gleich wieder auf die Wanderung. Doch seine Freiheit dauerte nicht lange. Auf dem offenen Feld広々とした野原 kam es einem Fuchs in den Weg, der schnappteぱくっと食いつく(auf|schnap·pen) es in Gedanken auf. 'Ei, Herr Fuchs,' riefs Schneiderlein, 'ich bins ja, der in Eurem Hals steckt喉にいる, laßt mich wieder frei.' 'Du hast recht,' antwortete der Fuchs' 'an dir habe ich doch so viel als nichts; versprichst du mir die Hühner in deines Vaters Hof, so will ich dich loslassen(los|las·sen).' 'Von Herzen gern,' antwortete der Daumerling, 'die Hühner sollst du alle haben, das gelobeを誓う ich dir.' Da ließ ihn der Fuchs wieder los und trug ihn selber heim. Als der Vater sein liebes Söhnlein wiedersah, gab er dem Fuchs gern alle die Hühner, die er hatte. 'Dafürそれと引き換えに bring(mit|brin·gen) ich dir auch ein schön Stück Geld mit,' sprach der Daumerling und reichte手渡す ihm den Kreuzer, den er auf seiner Wanderschaft erworben手に入れる hatte.

'Warum hat aber der Fuchs die armen Piephühner zu fressen kriegt受け取る?' 'Ei, du Narr, deinem Vater wird ja wohl sein Kind lieber sein als die Hühner auf dem Hof.'