Ein einziger armer Bauer wird von den Reichen das Bürle (Bäuerlein) genannt. Er lässt sich eine Kuh schreinern und vom Hirten mit aufs Feld tragen, der sie abends stehenlässt, wo sie gestohlen wird.

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Das Bürle

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909
Es war ein Dorf, darin saßenに住んでいる(sit·zen) lauter reiche Bauern und nur ein armer, den nannten sie das Bürle (Bäuerlein).(bäuerlich) Er hatte nicht einmal eine Kuh und noch wenigerなおさらに Geld, eine zu kaufen und er und seine Frau hätten so gern eine gehabt. Einmal sprach er zu ihr: "Hör, ich habe einen guten Gedanken, da ist unser Gevatter Schreiner,指物師 der soll uns ein Kalb子牛 aus Holz machen und braun anstreichen, daß es wie ein anderes aussieht, mit der Zeit時間が経つと wirds wohl groß und gibt eine Kuh." Der Frau gefiel das auch, und der Gevatter Schreiner zimmerte木材で作る(zim·mern) und hobelteかんなをかける(ho·beln) das Kalb zurecht, strich es an, wie sichs gehörte, und machte es so, daß es den Kopf herabsenkte,下げる(ab|sen·ken) als fräße es.

Wie die Kühe des andern Morgens ausgetrieben(aus|trei·ben) wurden, rief das Bürle den Hirt家畜の番人 herein und sprach: "Seht, da hab ich ein Kälbchen, aber es ist noch klein und muß noch getragen抱える(tra·gen) werden." Der Hirt sagte: "Schon gut," nahms in seinen Arm, trugs hinaus auf die Weide牧草地 und stellte es ins Gras. Das Kälblein blieb da immer stehen wie eins, das frißt, und der Hirt sprach: "Das wird bald selber laufen, guck(gu·cken) einer, was es schon frißt!" Abends, als er die Herde群れ wieder heimtreiben wollte, sprach er zu dem Kalb: "Kannst du da stehen und dich satt腹がいっぱい fressen, so kannst du auch auf deinen vier Beinen gehen, ich mag dich nicht wieder auf dem Arm heimschleppen.運ぶ(schlep·pen)" Das Bürle stand aber vor der Haustüre und wartete auf sein Kälbchen. Als nun der Kuhhirt durchs Dorf trieb und das Kälbchen fehlte(feh·len), fragte er danach. Der Hirt antwortete: "Das steht noch immer draußen und frißt, es wollte nicht aufhörenやめる und nicht mitgehen." Bürle aber sprach: "Ei was, ich muß mein Vieh wiederhaben." Da gingen sie zusammen nach der Wiese zurück, aber einer hatte das Kalb gestohlen,(steh·len) und es war fort. Sprach der Hirt: "Es wird sich wohl verlaufen道に迷う(ver·lau·fen) haben." Das Bürle aber sagte: "Mir nicht so!" und führte den Hirten vor den Schultheiß,市長 der verdammte弾劾する ihn für seine Nachlässigkeit,だらしなさ daß er dem Bürle für das entkommene Kalb逃げた子牛 mußte eine Kuh geben.

Nun hatte das Bürle und seine Frau die lang gewünschte Kuh; sie freuten sich von Herzen, hatten aber kein Futter, und konnten ihr nichts zu fressen geben, also mußte sie bald geschlachtet屠殺する(schlach·ten) werden. Das Fleisch salzten sie ein塩漬けにする(ein|sal·zen), und das Bürle ging in die Stadt und wollte das Fell毛皮 dort verkaufen, um für den Erlös売上 ein neues Kälbchen zu bestellen.注文する Unterwegs kam er an eine Mühle, da saß ein Rabeカラス mit gebrochenen Flügeln,折れた(ge·bro·chen)羽 den nahm(auf|neh·men) er aus Erbarmen哀れみ auf und wickelteくるむ(wi·ckeln) ihn in das Fell. Weil aber das Wetter so schlecht ward, und Wind und Regen stürmte, konnte er nicht weiter, kehrte立ち寄る(ein|keh·ren) in die Mühle ein und bat um Herberge.宿泊 Die Müllerin war allein zu Haus und sprach zu dem Bürle: "Da leg dich auf die Streu," und gab ihm ein Käsebrot. Das Bürle (es·sen) und legte sich nieder, sein Fell neben sich, und die Frau dachte: "Der ist müde und schläft." Indem...していると kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfing歓迎する(emp·fan·gen) ihn wohl und sprach: "Mein Mann ist aus, da wollen wir uns traktieren.もてなす" Bürle horchte auf,(auf|hor·chen) und wies(wei·sen) von traktieren hörte, ärgerte(är·gern) es sich, daß es mit Käsebrot hätte vorlieb nehmen済ませる müssen. Da trugもてなす(bei|tra·gen) die Frau herbei und trug食卓に出す(auf|tra·gen) viererlei4種類の auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.

Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau: "Ach Gott, das ist mein Mann!" Geschwindすばやく versteckte sie den Braten in die Ofenkachel,タイル張りの(Ka·chel)ストーブ den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett und den Pfaff坊主 in den Schrank戸棚 auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem Mann auf und sprach: "Gottlob,ありがたい daß du wieder hier bist! Das ist ein Wetter, als wenn die Welt untergehen滅亡する sollte!" Der Müller sahs Bürle auf dem Streu liegen und fragte: "Was will der Kerl da?" - "Ach," sagte die Frau, "der arme Schelm kam in dem Sturm und Regen und bat um ein Obdach, da hab ich ihm ein Käsebrot gegeben und ihm die Streu angewiesen.あてがう(an|wei·sen)" Sprach der Mann: "Ich habe nichts dagegen, aber schaff(schaf·fen) mir bald etwas zu essen." Die Frau sagte: "Ich habe aber nichts als Käsebrot." - "Ich bin mit allem zufrieden,何でもいい" antwortete der Mann, "meinetwegen私としては構わない mit Käsebrot," sah das Bürle an und rief: "komm und iß noch einmal mit." Bürle ließ sich das nicht zweimal sagen, stand auf und aß mit. Danach sah der Müller das Fell auf der Erde liegen, in dem der Rabe steckte, und fragte: "Was hast du da?" Antwortete das Bürle: "Da hab ich einen Wahrsager占い師 drin." - "Kann der mir auch wahrsagen?占う" sprach der Müller.

"Warum nicht?" antwortete das Bürle, "er sagt aber nur vier Dinge, und das fünfte behält(be·hal·ten) er bei sich." Der Müller war neugierig好奇心の強い und sprach: "Laß(las·sen) ihn einmal wahrsagen." Da drückte(drü·cken) Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quakteがぁがぁ鳴く(qua·ken) und "krr krr" machte. Sprach der Müller: "Was hat er gesagt?" Bürle antwortete: "Erstensまず hat er gesagt, es steckte Wein unterm Kopfkissen." - "Das wäre des Kuckucks!"何だって! rief der Müller, ging hin und fand den Wein. "Nun weiter," sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quaksen und sprach: "Zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel." - "Das wäre des Kuckucks!" rief der Müller, ging hin und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen und sprach: "Drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett." - "Das wäre des Kuckucks!" rief der Müller, ging hin und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte,うなり声をあげる(knur·ren) und sprach: "Viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett." - "Das wäre des Kuckucks!" rief der Müller, ging hin und fand den Kuchen.

Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegteになる(krie·gen) Todesängste,ひどい不安 legte sich ins Bett und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach: "Erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig安心して essen, denn das fünfte ist etwas Schlimmes." So aßen sie, und danach ward gehandelt, wieviel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Taler300 ターラー einig wurden.合意した Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quakte. Fragte der Müller: "Was hat er gesagt?" Antwortete das Bürle: "Er hat gesagt, draußen im Schrank auf dem Hausehrn, da steckte潜んでいる(ste·cken) der Teufel." Sprach der Müller: "Der Teufel muß hinaus," und sperrte鍵で開ける(auf|sper·ren) die Haustür auf, die Frau aber mußte den Schlüssel hergeben, und Bürle schloß(auf|schlie·ßen) den Schrank auf. Da lief der Pfaff, was er konnte, hinaus, und der Müller sprach: "Ich habe den schwarzen Kerl mit meinen Augen gesehen: es war richtig." Bürle aber machte sich am andern Morgen in der Dämmerung夜明けに mit den dreihundert Talern aus dem Staub.こっそりと逃げ出す

Daheim tat sich展望などが開かれる(auf|tun) das Bürle allgemach auf, baute ein hübsches Haus, und die Bauern sprachen: "Das Bürle ist gewiß gewesen,.に違いない wo der goldene Schnee fällt und man das Geld mit Scheffeln大桶 heim trägt." Da ward Bürle vor den Schultheiß gefordert,に召喚された(for·dern) es sollte sagen, woher sein Reichtum käme. Antwortete es: "Ich habe mein Kuhfell in der Stadt für dreihundert Taler verkauft." Als die Bauern das hörten, wollten sie auch den großen Vorteil大もうけ genießen,享受する(ge·nie·ßen) liefen heim, schlugen(schla·gen) all ihre Kühe tot und zogen die Felle皮をはぐ(ab|zie·hen) ab, um sie in der Stadt mit dem großen Gewinnもうけ zu verkaufen. Der Schultheiß sprach: "Meine Magd下女 muß aber vorangehen.先行する" Als diese zum Kaufmann in die Stadt kam, gab er ihr nicht mehr als drei Taler für ein Fell1枚の皮で; und als die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal soviel und sprach: "Was soll ich mit all den Häuten皮(Haut) anfangen?をどうしろというのだ'

Nun ärgerten sich die Bauern, daß sie vom Bürle hinters Licht geführtを欺く waren, wollten Rache復讐 an ihm nehmen und verklagten訴える es wegen des Betrugs詐欺 bei dem Schultheiß. Das unschuldige Bürle ward einstimmig満場一致の zum Tod verurteilt, und sollte in einem durchlöcherten穴だらけにする(durch·lö·chern) Faß ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt連れ出す(aus|füh·ren) und ein Geistlicher牧師 gebracht, der ihm eine Seelenmesse死者のためのミサ lesen sollte. Die andern mußten sich alle entfernen,遠ざかる und wie das Bürle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Müllerin gewesen war. Sprach es zu ihm: "Ich hab Euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß." Nun trieb gerade der Schäfer mit einer Herde Schafe daher, von dem彼について das Bürle wußte, daß er längst gerne Schultheiß geworden wäre, da schrie es aus allen Kräftenありったけの声: "Nein, ich tus nicht! Und wenns die ganze Welt haben wollte, nein, ich tus nicht!" Der Schäfer, der das hörte, kam herbei und fragte: "Was hast du vor? Was willst du nicht tun?" Bürle sprach: "Da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das F aß setze, aber ich tus nicht." Der Schäfer sagte: "Wenns weiter nichts istそれだけなら, um Schultheiß zu werden, wollte ich mich gleich in das Faß setzen." Bürle sprach: "Willst du dich hineinsetzen, so wirst du auch Schultheiß." Der Schäfer wars zufrieden, setzte sich hinein, und das Bürle schlug den Deckelふた drauf; dann nahm es die Herde des Schäfers für sich und trieb sie fort. Der Pfaff aber ging zur Gemeinde人々の集まり und sagte, die Seelenmesse wäre gelesen. Da kamen sie und rollten das Faß nach dem Wasser hin. Als das Faß zu rollen anfing, rief der Schäfer: "Ich will ja gerne Schultheiß werden." Sie glaubten nicht anders, als das Bürle schrie so, und sprachen: "Das meinen wir auch, aber erst sollst du dich da unten umsehen,下を見回す" und rollten das Faß ins Wasser hinein.

Darauf gingen die Bauern heim, und wie sie ins Dorf kamen, so kam auch das Bürle daher, trieb(ein|trei·ben) eine Herde Schafe ruhig安心して ein und war ganz zufrieden.すっかり満足気 Da erstaunten驚く(er·stau·nen) die Bauern und sprachen: "Bürle, wo kommst du her? Kommst du aus dem Wasser?" - "Freilich,"もちろん antwortete das Bürle, "ich bin versunken tief, tief, bis ich endlich auf den Grund kam: ich stieß(aus|sto·ßen) dem Faß den Boden aus und krochはって進む(krie·chen) hervor, da waren schöne Wiesen, auf denen viele Lämmer子羊 weideten,草を食べる(wei·den) davon bracht ich mir die Herde mit." Sprachen die Bauern "sind noch mehr da?" - "O ja," sagte das Bürle, "mehr, als ihr brauchen könnt." Da verabredeten取り決める(ver·ab·re·den) sich die Bauern, daß sie sich auch Schafe holen wollten, jeder eine Herde一人一群れ; der Schultheiß aber sagte: "Ich komme zuerst." Nun gingen sie zusammen zum Wasser, da standen(ste·hen) gerade am blauen Himmel kleine Flockwolken, die man Lämmerchen羊雲 nennt, die spiegelten生じる(ab|spie·le) sich im Wasser ab, da riefen die Bauern: "Wir sehen schon die Schafe unten auf dem Grund." Der Schulz drängte押し進む(drin·gen) sich hervor und sagte: "Nun will ich zuerst hinunter und mich umsehen見て回る(um|se·hen); wenns gut ist, will ich euch rufen." Da sprang(sprin·gen) er hinein, "plump" klang聞こえる(klin·gen) es im Wasser. Sie meinten nicht anders, als er riefe ihnen zu "kommt!" und der ganze Haufe stürzte突進する(stür·zen) in einer Hast急いで hinter ihm drein. Da war das Dorf ausgestorben,絶滅した(aus|ster·ben) und Bürle als der einzige Erbe継承者 ward ein reicher Mann.