Es lebte einmal eine alte Königin, der war ihr Gemahl schon lange Jahre gestorben, und sie hatte eine schöne Tochter.

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Die Gänsemagd

Es lebte einmal eine alte Königin, der war ihr Gemahl schon lange Jahre gestorben, und sie hatte eine schöne Tochter. Wie die erwuchs(er·wach·sen), wurde sie weit über Feld an einen Königssohn versprochen.

Bild: Otto Kubel (1868 - 1951) (Quelle: https://www.childstories.org/de/die-gaensemagd-181.html)
Als nun die Zeit kam, wo sie vermählt結婚する(ver·mäh·len) werden sollte und nun das Kind in das fremde Reich abreisen mußte, packte(ein|pa·cken) ihr die Alte gar viel köstliches Gerät豪華な道具 und Geschmeide装身具 ein, Gold und Silber, Becherコップ und Kleinode宝飾品, kurz allesつまり, was nur zu einem königlichen Brautschatz王室の花嫁が持参する物 gehörte, denn sie hatte ihr Kind von Herzen lieb. Auch gab sie(bei|ge·ben) ihr eine Kammerjungfer bei, welche mitreitenその人と馬に乗って und die Braut in die Hände des Bräutigams überliefern sollte. Und jede bekam ein Pferd zur Reise, aber das Pferd der Königstochter hieß Falada und konnte sprechen. Wie nun die Abschiedsstunde da war, begab sich(be·ge·ben) die alte Mutter in ihre Schlafkammer, nahm ein Messerlein und schnitt damit in ihre Finger, daß sie bluteten血を出す(blu·ten); darauf hielt sie ein weißes Läppchen(Lap·pen) unter und ließ drei Tropfen Blut hineinfallen, gab sie der Tochter und sprach: "Liebes Kind, verwahre保管する(ver·wah·ren) sie wohl, sie werden dir unterwegs not tun."

Also nahmenを告げる beide voneinander betrübten Abschied悲しい別れ. Das Läppchen steckte die Königstochter in ihren Busen vor sich, setzte sich aufs Pferd und zog nun fort zu ihrem Bräutigam. Da sie eine Stunde geritten waren馬に乗って(rei·ten), empfandを感じる(emp·fin·den) sie heißen(heiß) Durst und sprach zu ihrer Kammerjungfer: "Steig' ab(ab|stei·gen) und schöpfeすくう mir mit meinem Becher, den du für mich mitgenommen hast, Wasser aus dem Bache小川の水, ich möchte gern einmal trinken." - "Wenn Ihr Durst habt," sprach die Kammerjungfer, "so steigt selber ab, legt Euchに横になる(le·gen) ans Wasser und trinkt, ich mag Eure Magd nicht sein."

Bild: Otto Kubel (1868 - 1951) (Quelle: https://www.childstories.org/de/die-gaensemagd-181.html)
Da stieg(stei·gen) die Königstochter vor...のあまり großem Durst herunter, neigte sichに身をかがめる(nei·gen) über das Wasser im Bach und trank und durfte nicht aus dem goldenen Becher trinken. Da sprach sie: "Ach Gott!" Da antworteten die drei Blutstropfen血の滴: "Wenn das deine Mutter wüßte, das Herz im Leib tät ihrを(tun)にする zerspringen砕ける." Aber die Königsbraut war demütig謙虚な, sagte nichts und stieg wieder zu Pferde. So ritten sie etliche Meilen数マイル weiter fort, aber der Tag war warm, die Sonne stach照りつける(ste·chen), und sie durstete bald von neuem. Da sie nun an einen Wasserfluß kamen, rief sie noch einmal ihrer Kammerjungfer: "Steig' ab und gib mir aus meinem Goldbecher zu trinken," denn sie hatte alle bösen Worteひどい言葉 längstとっくに vergessen. Die Kammerjungfer sprach aber noch hochmütiger高慢に: "Wollt Ihr trinken, so trinkt allein, ich mag nicht Eure Magd sein." Da stieg die Königstochter hernieder下へ vor großem Durst, legte sich über das fließende Wasser, weinte(wei·nen) und sprach: "Ach Gott!" und die Blutstropfen antworteten wiederumまたもや: "Wenn das deine Mutter wüßte, das Herz im Leibe tät ihr zerspringen." Und wie sie so trank und sich recht überlehnte右へ移る(ü·ber|lei·ten), fiel ihr das Läppchen, worinの中に die drei Tropfen waren, aus dem Busen und floß(flie·ßen) mit dem Wasser fort, ohne daß sie es in ihrer großen Angst大きな不安 merkte気づく(mer·ken). Die Kammerjungfer hatte aber zugesehen und freute(freu·en) sich, daß sie Gewalt支配力 überより上位に die Braut bekäme; denn damit, daß diese die Blutstropfen verloren hatte, war sie schwach意志が弱い und machtlos無力な geworden. Als sie nun wieder auf ihr Pferd steigen wollte, das da hieß Falada, sagte die Kammerfrau: "Auf~には Falada gehöre ich, und auf meinen Gaul駄馬 gehörst du;" und das mußte sie sich gefallen lassenあまんじる. Dann befahl ihrに命令する(be·feh·len) die Kammerfrau mit harten Worten, die königlichen Kleider auszuziehen(aus|zie·hen) und ihre schlechten粗悪な anzulegenあてがう(an|le·gen), und endlich mußte sie sich unter freiem Himmel野外で verschwören専念する(ver·schwö·ren), daß sie am königlichen Hof keinem Menschen etwas davon sprechen wollte; und wenn sie diesen Eid誓い nicht abgelegtを果たす(ab|le·gen) hätte, wäre sie auf der Stelle場所 umgebracht殺害する(um|brin·gen) worden. Aber Falada sah das alles an und nahm's wohl in acht.

Die Kammerfrau stieg nun auf Falada und die wahre(wahr) Braut auf das schlechte Roß, und so zogen sie weiter, bis sie endlich in dem königlichen Schloß eintrafen着く(ein|tref·fen). Da war große Freude über...により ihre Ankunft到着, und der Königssohn sprang ihnen entgegenに向かって, hob(he·ben) die Kammerfrau vom Pferde und meinte, sie wäre seine Gemahlin. Sie ward die Treppe hinaufgeführt導く(füh·ren), die wahre Königstochter aber mußte unten stehenbleiben(ste·hen|blei·ben). Da schaute(schau·en) der alte König am Fenster und sah sie im Hof中庭に haltenし続ける und sah, wie sie fein上品な war, zart繊細 und gar schön; ging alsbald hin ins königliche Gemach王室の部屋 und fragte die Braut nach der, die sie bei sich hätte連れて来た und da unten im Hof stände und wer sie wäre?

"Die hab ich mir unterwegs mitgenommen zur Gesellschaftつきあいで; gebt der Magd was zu arbeiten, daß sie nicht müßig steht無駄のないように." Aber der alte König hatte keine Arbeit für sie und wußte nichts, als daß er sagte: "Da hab ich so einen kleinen Jungen, der hütetの番をする(hü·ten) die Gänse, dem magかもしれない sie helfen." Der Junge hieß Kürdchen (Konrädchen), dem mußte die wahre Braut helfen Gänse hüten.

Bald aber sprach die falsche Braut zu dem jungen König: "Liebster Gemahl, ich bitte Euch, tut mir einen Gefallen!お願いがある" Er antwortete: "Das will ich gerne tun." - "Nun, so laßt den Schinder皮はぎ職人 rufen und da dem Pferde, woraufそれに ich hergeritten bin, den Hals abhauen切り落とす, weil es mich unterwegs geärgertを怒らせる(är·gern) hat." Eigentlich aber fürchtete(fürch·ten) sie, daß das Pferd sprechen möchte, wie sie mit der Königstochter umgegangenにした事(um·ge·hen) war. Nun war das so weit geratenついにそうなった, daß es geschehen行なわれる und der treue Falada sterben sollte, da kam es auch der rechten Königstochter zu Ohr耳に, und sie versprach dem Schinder heimlich ein Stück Geld, das sie ihm bezahlen wollte, wenn er ihr einen kleinen Dienstちょっとした手伝い erwieseを行なう(er·wei·sen). In der Stadt war ein großes finsteres暗い(fins·ter) Tor, wo sie abends und morgens mit den Gänsen durch mußte, unter das finstere Tor möchte er dem Falada seinen Kopf hinnagelnくぎ付けにする(na·geln), daß sie ihn doch noch mehr als einmal何度も sehen könnte. Also versprach das der Schindersknecht召使(Knecht) zu tun, hieb切り落とす(ab|hau·en) den Kopf ab und nagelte(na·geln) ihn unter das finstere Tor fest.

Des Morgens früh, da sie und Kürdchen unterm Tor hinaustrieben(aus|trei·ben), sprach sie im Vorbeigehenついでに: "O du Falada, da du hangest," da antwortete der Kopf: "O du Jungfer...嬢 Königin, da du gangest衰退, wenn das deine Mutter wüßte, ihr Herz tät ihr zerspringen." Da zog sie still weiter zur Stadt hinaus, und sie trieben die Gänse aufs Feld. Und wenn sie auf der Wiese草原 angekommen war, saß sie nieder(nie·der|set·zen) und machte装う(auf|ma·chen) ihre Haare auf, die waren eitel Gold純金のようで, und Kürdchen sah sie und freute sich, wie sie glänzten, und wollte ihr ein paar ausraufenむしり取る(aus|rau·fen). Da sprach sie: "Weh, weh, Windchen, nimm Kürdchen sein Hütchen, und lass'n sich mit jagen, bis ich mich geflochten und geschnatzt und wieder aufgesatzt." Und da kam ein so starker Wind, daß er dem Kürdchen sein Hütchen weg飛び去る wehte吹く(we·hen) über alle Land, und es mußte ihm nachlaufen(nach|lau·fen). Bis er wiederkam, war sie mit dem Kämmenくしでとかす und Aufsetzen身支度 fertig, und er konnte keine Haare kriegenをもらう. Da ward Kürdchen bös und sprach nicht mit ihr; und so hüteten sie die Gänse, bis daß es Abend ward, dann gingen sie nach Haus. Den andern Morgen, wie sie unter dem finstern Tor hinaustrieben, sprach die Jungfrau: "O du Falada, da du hangest," Falada antwortete: "O du Jungfer Königin, da du gangest, wenn das deine Mutter wüßte, ihr Herz tät ihr zerspringen砕く." Und in dem Feld setzte sie sich wieder auf die Wiese und fing an(an|fan·gen), ihr Haar auszukämmen, und Kürdchen lief(lau·fen) und wollte danach greifen, da sprach sie schnell: "Weh, weh, Windchen, nimm Kürdchen sein Hütchen, und lass'n sich mit jagen, bis ich mich geflochten und geschnatzt und wieder aufgesatzt." Da wehte der Wind und wehte ihm das Hütchen vom Kopf weit weg, daß Kürdchen nachlaufen mußte, und als es wiederkam, hatte sie längst ihr Haar zurecht適切に, und es konnte keins davon erwischen得る, und so hüteten sie die Gänse, bis es Abend ward. Abends aber, nachdem sie heimgekommen waren, ging Kürdchen vor den alten König und sagte: "Mit dem Mädchen will ich nicht länger Gänse hüten!" - "Warum denn?" fragte der alte König. "Ei, das ärgert mich den ganzen Tag." Da befahl(be·feh·len) ihm der alte König zu erzählen, wie's ihm denn mit ihr gingeつき合い. Da sagte Kürdchen: "Morgens, wenn wir unter dem finstern Tor mit der Herde群れ durchkommen通り抜ける, so ist da ein Gaulskopf an der Wand, zu dem redet sie: 'Falada, da du hangest,' da antwortet der Kopf: 'O du Königsjungfer, da du gangest, wenn das deine Mutter wüßte, ihr Herz tät' ihr zerspringen!'" Und so erzählte Kürdchen weiter, was auf der Gänsewiese geschähe(ge·sche·hen) und wie es da dem Hut im Winde nachlaufen müßte. Der alte König befahl ihm, den nächsten Tag wieder hinauszutreiben, und er selbst, wie es Morgen war, setzte sich hinter das finstere Tor und hörte da, wie sie mit dem Haupt des Falada sprach. Und dann ging er ihr auch nach in das Feld und barg sich隠れる?(ber·gen) in einem Busch auf der Wiese. Da sah er nun bald mit seinen eigenen Augen, wie die Gänsemagd die Herde getrieben(trei·ben) brachte連れて来る(brin·gen) und wie nach einer Weileしばらくして sie sich setzte und ihre Haare losflocht, die strahlten光り輝く(strah·len) von Glanz. Gleich sprach sie wieder: "Weh, weh, Windchen, faß(fas·sen) Kürdchen sein Hütchen, und lass'n sich mit jagen, bis ich mich geflochten und geschnatzt und wieder aufgesatzt."

Bild: Otto Kubel (1868 - 1951) (Quelle: https://www.childstories.org/de/die-gaensemagd-181.html)
Da kam ein Windstoß突風 und fuhr mit Kürdchens Hut weg, daß es weit zu laufen hatte, und die Magd kämmte(käm·men) und flocht ihre Locken巻き毛 still fortずっと, welches der alte König alles beobachtete. Daraufそのあと ging er unbemerkt気づかれずに zurück, und als abends die Gänsemagd heimkam, rief er sie beiseite und fragte, warum sie dem allem so täte. "Das darf ich Euch nicht sagen und darf auch keinem Menschen mein Leid悲しみ klagen訴える, denn so hab' ich mich unter freiem Himmel verschworen天に誓って(schwö·ren), weil ich sonst um mein Leben gekommen wäre." Er drang in sieにしつこく迫る(drin·gen) und ließ ihr keinen Frieden, aber er konnte nichts aus ihr herausbringen聞き出す. Da sprach er: "Wenn du mir nichts sagen willst, so klag' dem Eisenofen鉄のストーブ(O·fen) da dein Leid," und ging fort. Da kroch潜り込む(krie·chen) sie in den Eisenofen, fing an zu jammern嘆く und zu weinen, schütteteを空ける(aus|schüt·ten) ihr Herz aus und sprach: "Da sitzeされている ich nun von aller Welt verlassen und bin doch eine Königstochter, und eine falsche Kammerjungfer hat mich mit Gewalt dahinそういう事態へ gebracht, daß ich meine königlichen Kleider habe ablegenを脱ぐ müssen, und hat meinen Platz地位 bei meinem Bräutigam eingenommenを取る(ein|neh·men), und ich muß als Gänsemagd gemeine下品な(ge·mein) Dienste tun. Wenn das meine Mutter wüßte, das Herz im Leib tät' ihr zerspringen." Der alte König stand aber außen an der Ofenröhre, lauerte待ち受ける(lau·ern) ihr zu und hörte, was sie sprach. Da kam er wieder herein und ließ sie aus dem Ofen gehen. Da wurden ihr königliche Kleider angetanを与える(an|tun), und es schien ein Wunder, wie sie so schön war. Der alte König rief seinen Sohn und offenbarte(of·fen·ba·ren) ihm, daß er die falsche Braut hätte: die wäre bloß ein Kammermädchen, die wahre aber stände hier als geweseneであった(ge·we·sen) Gänsemagd. Der junge König war herzensfroh, als er ihre Schönheit美しさ und Tugend美徳 erblickte認める(er·bli·cken), und ein großes Mahl盛大な宴 wurde angestellt(an|stel·len), zu dem alle Leute und guten Freunde gebetenに呼ぶ(bit·ten) wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königstochter zur einen Seite und die Kammerjungfer zur andern, aber die Kammerjungfer war verblendet分別を失わせる(ver·blen·den) und erkannte jeneあの人 nicht mehr in dem glänzenden Schmuck輝く宝石. Als sie nun gegessen und getrunken hatten und guten Muts上機嫌になる waren, gab(auf|ge·ben) der alte König der Kammerfrau ein Rätsel auf, was eine solche wertに値する wäre, die den Herrn so und so betrogen(be·trü·gen) hätte, erzählte damit den ganzen Verlauf推移 und fragte: "Welchen Urteils ist diese würdig?ふさわしい" Da sprach die falsche Braut: "Die ist nichts Besseres wertこれ以上の報い, als daß sie splitternacktすっ裸に ausgezogen(aus|zie·hen) und in ein Faß gesteckt(ste·cken) wird, das inwendig内側に mit spitzen Nägeln beschlagenを打ち付ける ist; und zwei weiße Pferde müssen vorgespanntにつなぐ werden, die sie Gasse auf Gasse路地から路地へ ab zu Tode死ぬまで schleifen引きずり." - "Das bist du," sprach der alte König, "und hast dein eigen自らの Urteil gefunden, und danach soll dir widerfahrenの身にふりかかる." Und als das Urteil vollzogen執行する(voll·zie·hen) war, vermählte sichと結婚する(ver·mäh·len) der junge König mit seiner rechten Gemahlin, und beide beherrschtenを統治する(be·herr·schen) ihr Reich in Frieden und Seligkeit至福.