Es war einmal eine Königin, die hatte ein Töchterchen, das war noch klein und mußte noch auf dem Arm getragen werden...

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Die Rabe

Illustration von Otto Ubbelohde zum Märchen Die Rabe(1867-1922)
Quelle : Illustration
Gemeinfreiheit
Es war einmal eine Königin, die hatte ein Töchterchen, das war noch klein und mußte noch auf dem Arm getragen werden. Zu einer Zeitある日 war das Kind unartig駄々をこねる, und die Mutter mochte sagen, was sie wollte, es hielt(hal·ten) nicht Ruhe. Da ward(wer·den) sie ungeduldig我慢強い(ge·dul·dig), und weil die Raben so um das Schloß herumflogen(um·flie·gen), öffnete sie das Fenster und sagte: "Ich wollte, du wärst eine Rabe und flögst fort(fort|flie·gen), so hätt ich Ruhe." Kaum hatte sie das Wort gesagt, so war das Kind in eine Rabe verwandelt(ver·wan·deln)に変える und flog von ihrem Arm zum Fenster hinaus. Sie flog aber in einen dunkeln Wald und blieb lange Zeit darin und die Eltern hörten nichts von ihr. Danach führte(füh·ren) einmal einen Mann sein Weg in diesen Wald, der hörte die Rabe rufen und ging der Stimme nach(nach|ge·hen)をたどる, und als er näher kam, sprach die Rabe: "Ich bin eine Königstochter von Geburt生まれながらに und bin verwünscht(ver·wün·schen)呪う worden, du aber kannst mich erlösen." "Was soll ich tun?" fragte er. Sie sagte: "Geh weiter in den Wald, und du wirst ein Haus finden, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen差し出す, aber du darfst(dür·fen) nichts nehmen; wenn du etwas issest(es·sen) oder trinkst, so verfällst(ver·fal·len)に陥る du in einen Schlaf und kannst du mich nicht erlösen. Im Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhuckeタン皮, darauf sollst du stehen und mich erwarten. Drei Tage lang komm ich jeden Mittag um zwei Uhr zu dir in einem Wagen馬車で, der ist erst mit vier weißen Hengsten牡馬 bespanntに馬をつなぐ, dann mit vier roten und zuletzt mit vier schwarzen, wenn du aber nicht wach bist, sondern schläfst, so werde ich nicht erlöst." Der Mann versprach alles zu tun, was sie verlangt求める hatte. Die Rabe aber sagte: "Ach, ich weiß es schon, du wirst mich nicht erlösen, du nimmst etwas von der Frau." Da versprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anrührenに触れる, weder von dem Essen noch von dem Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte: "Armer Mannお気の毒, was seid Ihr abgemattet(matt)疲れた, kommt und erquickt(er·qui·cken)元気づける Euch, esset und trinket." "Nein," sagte der Mann, "ich will nicht essen und nicht trinken." Sie ließ ihm aber keine Ruheしつこくせがむ und sprach: "Wenn Ihr dann nicht essen wollt, so tut einen Zug飲むこと aus dem Glas, einmal ist keinmal1口は数のうちに入らない." Da ließ er sich überreden説得される und trank. Nachmittags gegen zwei Uhr午後2時ごろ ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten. Wie er da stand, ward er auf einmal突然に so müde, und konnte es nicht überwindenを克服する und legte sich ein wenig nieder; doch wollte er nicht einschlafen. Aber kaum hatte er sich hingestreckt(hin|stre·cken)長々と横になる, so fielen ihm die Augen von selber zu(zu|fal·len)まぶたが閉じる, und er schlief ein und schlief so fest, daß ihn nichts auf der Welt hätte erwecken können起こすことができない. Um zwei Uhr kam die Rabe mit vier weißen Hengsten gefahren, aber sie war schon in voller Trauer深い悲しみ und sprach: "Ich weiß, daß er schläft." Und als sie in den Garten kam, lag er auch da auf der Lohhucke und schlief. Sie stieg aus dem Wagen, ging zu ihm und schüttelte(schüt·teln) ihn und rief ihn an, aber er erwachte nicht. Am andern Tag zur Mittagszeit kam die alte Frau wieder und brachte ihm Essen und Trinken, aber er wollte es nicht annehmen. Doch sie ließ ihm keine Ruhe und redete ihm so lange zu, bis er wieder einen Zug aus dem Glase tat. Gegen zwei Uhr ging er in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten, da empfand(emp·fin·den)を感じる er auf einmal so große Müdigkeit疲れ, daß seine Glieder手足 ihn nicht mehr hielten(hal·ten); er konnte sich nicht helfen, mußte sich legen und fiel in tiefen Schlaf. Als die Rabe daherfuhr mit vier braunen Hengsten, war sie schon in voller Trauer und sagte: "Ich weiß, daß er schläft." Sie ging zu ihm hin, aber er lag da im Schlaf und war nicht zu erwecken. Am andern Tage sagte die alte Frau, was das wäre? Er äße und tränke nichts, ob er sterben wollte? Er antwortete: "Ich will und darf nicht essen und nicht trinken." Sie stellte(hin|stel·len)置く aber die Schüssel mit Essen und das Glas mit Wein vor ihm hin, und als der Geruch davon zu ihm aufstieg(auf|stei·gen)漂う, so konnte er nicht widerstehen耐えれない und tat einen starken Zug勢いよく飲む. Als die Zeit kam, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Königstochter. da ward er noch müder als die Tage vorher, legte sich nieder und schlief so fest, als wäre er ein Steinまるで石のように. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste, und die Kutsche馬車 und alles war schwarz. Sie war aber schon in voller Trauer und sprach: "Ich weiß, daß er schläft und mich nicht erlösen kann." Als sie zu ihm kam, lag er da und schlief fest. Sie rüttelte(rüt·teln) ihn und rief ihn, aber sie konnte ihn nicht aufwecken. Da legte sie ein Brot neben ihn hin, dann ein Stück Fleisch, zum dritten eine Flasche Wein, und er konnte von allem so viel nehmen, als er wollte好きなだけ, es ward nicht weniger. Danach nahm外す sie einen goldenen Ring von ihrem Finger, und steckte ihn an seinen Finger, und war ihr Name eingegraben(ein|gra·ben)刻む. Zuletzt legte sie einen Brief hin, darin stand, was sie ihm gegeben hatte, und daß es nie all würde決して減らない, und es stand auch darin: "Ich sehe wohl, daß du mich hier nicht erlösen kannst, willst du mich aber noch erlösen, so komm nach dem goldenen Schloß von Strombergストロンベルクの黄金の城, es steht in deiner Macht, das weiß ich gewiß確信している."

Und wie sie ihm das alles gegeben hatte, setzte sie sich in ihren Wagen und fuhr in das goldene Schloß von Stromberg.

Als der Mann aufwachte und sah, daß er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig und sprach: "Gewißきっと nun ist sie vorbeigefahren(vor·bei|fah·ren), und ich habe sie nicht erlöst." Da fielenに留まる ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las(le·sen) den Brief, darin geschrieben stand, wie es zugegangen(zu|ge·hen)進行する war. Also machte er sich auf(auf|ma·chen)出発する und ging fort, und wollte nach dem goldenen Schloß von Stromberg, aber er wußte nicht, wo es lag(lie·gen). Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen歩き回る, da kam er in einen dunkeln Wald und ging vierzehn Tage darin fort(fort|ge·hen)歩き続ける und konnte sich nicht herausfinden(he·raus|fin·den). Da ward es wieder Abend, und er war so müde, daß er sich an einen Busch legte und einschlief. Am andern Tag ging er weiter, und abends als er sich wieder an einen Busch legen wollte, hörte er ein Heulen遠ぼえ und Jammern遠ぼえ, daß er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo...するとき die Leute Lichter anstecken(an|ste·cken)に火をつける, sah er eins schimmernほのかに光る, machte sich auf und ging ihm nach; da kam er vor ein Haus, das schien(schei·nen)のようだ so klein, denn es stand ein großer Riese巨人 davor. Da dachte er bei sich心の中で思う: "Gehst du hinein und der Riese erblickt dich, so ist es leicht簡単に um dein Leben geschehen命にかかわる." Endlich wagte(wa·gen)思いきってする er es und trat heran. Als der Riese ihn sah, sprach er: "Es ist gut, daß du kommst, ich habe lange nichts gegessen, ich will dich gleich zum Abendbrot verschluckenのみ込む." "Laß das lieber sein,"やめたほうがいいよ sprach der Mann, "ich lasse mich nicht gerne verschlucken; verlangst du zu essen, so habe ich genug, um dich satt zu machen十分に食べさせる." "Wenn das wahr ist," sagte der Riese, "so kannst du ruhig bleiben; ich wollte dich nur verzehren食べる, weil ich nichts anderes habe." Da gingen sie und setzten sich an den Tisch, und der Mann holte Brot, Wein und Fleisch, das nicht all ward決してなくならない. "Das gefällt mir wohl," sprach der Riese und aß nach Herzenslust決してなくならない. Danach sprach der Mann zu ihm: "Kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?" Der Riese sagte: "Ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser町も村も家 zu finden." Er holte die Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, aber es stand nicht darauf. "Es tut nichts,大丈夫だ" sprach er, "ich habe oben im Schranke noch größere Landkarten; darauf wollen wir suchen," aber es war auch vergeblichそれも無駄. Der Mann wollte nun weitergehen; aber der Riese bat ihn, noch ein paar Tage zu warten, bis sein Bruder heim käme, der wäre ausgegangen, Lebensmittel食料 zu holen. Als der Bruder heim kam, fragten sie nach dem goldenen Schloß von Stromberg, er antwortete: "Wenn ich gegessen habe und satt bin, dann will ich auf der Karte suchen." Er stieg dann mit ihnen auf seine Kammer und sie suchten auf seiner Landkarte, konnten es aber nicht finden; da holte er noch andere alte Karten, und sie ließen nicht ab(ab|las·sen)諦めない, bis sie endlich das goldene Schloß von Stromberg fanden, aber es war viele tausend Meilen weit weg何千マイルも離れたところに. "Wie werde ich nun dahin kommen?" fragte der Mann. Der Riese sprach: "Zwei Stunden hab ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann aber muß ich wieder nach Haus und das Kind säugenに乳を飲ませる, das wir haben私たちが(育てている)."

Illustration von Otto Ubbelohde zum Märchen Die Rabe(1867-1922)
Quelle : Illustration
Gemeinfreiheit
Da trug der Riese den Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloß und sagte: "Den übrigen Weg残りの道 kannst du wohl allein gehen." Dann kehrte er um(um|keh·ren)引き返す, der Mann aber ging vorwärts Tag und Nacht昼夜を問わず前に, bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Es stand aber auf einem gläsernen Berge, und die verwünschte Jungfrau(ver·wun·schen)魔法にかけられた乙女 fuhr(fah·ren) in ihrem Wagen um das Schloß herum und ging dann hinein. Er freute sich, als er sie erblickte, und wollte zu ihr hinaufsteigen, aber wie er es auch anfing, er rutschte(rut·schen) an dem Glas immer wieder herunter. Und als er sah, daß er sie nicht erreichen konnte, ward er ganz betrübt(be·trü·ben)悲しませる und sprach zu sich selbst: "Ich will hier unten bleiben und auf sie warten." Also baute er sich eine Hütte und saß darin ein ganzes Jahr und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht zu ihr hinaufkommen.

Da sah er einmal aus seiner Hütte, wie drei Räuber sich schlugen(schla·gen)殴り合う, und rief ihnen zu: "Gott sei mit euch!" Sie hielten bei dem Rufe inne叫び声で(in·ne|hal·ten)一時中断する, als sie aber niemand sahen, fingen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals: "Gott sei mit euch!" Sie hörten wieder auf, guckten sich um(um|gu·cken)辺りを見回す, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich(fort|fah·ren)続ける zu schlagen. Da rief er zum drittenmal: "Gott sei mit euch!" und dachte "du mußt sehen, was die drei vorhabenもくろむ," ging hin und fragte, warum sie aufeinanderお互いに losschlügen(los|schla·gen)殴りかかる. Da sagte der eine, er hätte einen Stock; gefunden, wenn er damit wider eine Türドアに向かって schlüge, so spränge sie auf(auf|sprin·gen)ぱっと開く; der andere sagte, er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den umhinge(um|hän·gen)羽織る, so wäre er unsichtbar見えなくなる; der dritte aber sprach, er hätte ein Pferd gefangen, damit könnte man überall hinreiten乗って行く, auch den gläsernen Bergガラスの(glä·sern)山 hinauf. Nun wüßten sie nicht, ob sie das in Gemeinschaft共同で behalten保持する oder ob sie sich trennen分ける sollten. Da sprach der Mann: "Die drei Sachen will ich euch eintauschen交換する: Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die mehr wert sind, doch muß ich vorher eine Probe試す machen, damit ich sehe, ob ihr auch die Wahrheit真実 gesagt habt." Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hingen ihm den Mantel um und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatteすべてを終える, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtigeかなり Schläge und rief: "Nun, ihr Bärenhäuter(Bä·ren·haut)熊の毛皮, da habt ihr, was euch gebührt(ge·büh·ren)ふさわしい: seid ihr zufrieden?満足した" Dann ritt(rei·ten) er den Glasberg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen(ver·schlie·ßen); da schlug er mit dem Stock an das Tor, und alsbald sprang es auf(auf|sprin·gen). Er trat ein(ein|tre·ten) und ging die Treppe hinauf bis oben in den Saal, da saß die Jungfrau und hatte einen goldenen Kelch脚付きグラス mit Wein vor sichを前. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel umhatte(um|ha·ben)身につけている. Und als er vor sie kam, zog(zie·hen)を抜く er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger und warf ihn in den Kelch, daß es klang(klin·gen)響く. Da rief sie: "Das ist mein Ring, so muß...にちがいない auch der Mann da sein, der mich erlösen wird." Sie suchten(su·chen) im ganzen Schloß und fanden ihn nicht, er war aber hinausgegangen(hi·naus|ge·hen), hatte sich aufs Pferd gesetzt(set·zen) und den Mantel abgeworfen(ab|wer·fen). Wie sie nun vor das Tor kamen, sahen sie ihn und schrieen vor Freude. Da stieg er ab und nahm die Königstochter in den Arm; sie aber küßte ihn und sagte: "Jetzt hast du mich erlöst, und morgen wollen wir unsere Hochzeit feiern."