Es war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur ein kleines Häuschen und eine alleinige Tochter,..

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Die kluge Bauerntochter

Illustration von Hanns und Maria Mannhart(1958)
Es war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur ein kleines Häuschen und eine alleinige Tochter, da sprach die Tochter: "Wir sollten den Herrn König um ein Stückchen Rottland bitten." Da der König ihre Armut hörte(hö·ren), schenkte er ihnen auch ein Eckchen Rasen芝生の片隅, den hackte(ha·cken) sie und ihr Vater um, und wollten ein wenig Korn und der Art Frucht darauf säenをまく. Als sie den Acker beinah herumほぼ周りを hatten, so fanden sie in der Erde einen Mörselすり鉢 von purem Gold純粋な(pur). "Hör," sagte der Vater zu dem Mädchen, "weil unser Herr König ist so gnädig温情ある gewesen und hat uns diesen Acker geschenkt, so müssen wir ihm den Mörsel dafür geben." Die Tochter aber wollte es nicht bewilligen認める und sagte: "Vater, wenn wir den Mörsel haben und haben den Stößerすりこぎ(Stoß) nicht, dann müssen wir auch den Stößer herbeischaffen調達する, darum schweigt lieber still(still|schwei·gen)黙っている." Er wollt ihr aber nicht gehorchenに従う, nahm den Mörsel, trug ihn zum Herrn König und sagte, den hätte er gefunden in der Heide荒野, ob er ihn als eine Verehrung尊敬 annehmen(an|neh·men) wollte. Der König nahm den Mörsel und fragte, ob er nichts mehr gefunden hätte. "Nein," antwortete der Bauer. Da sagte der König, er solle nun今度は auch den Stößer herbeischaffen. Der Bauer sprach, den hätten sie nicht gefunden; aber das half(hel·fen) ihm so viel, als hätt ers in den Wind gesagt風に向かって言ったかのように, er ward ins Gefängnis牢獄 gesetzt, und sollte so lange da sitzen, bis er den Stößer herbeigeschafft hätte. Die Bedienten mußten ihm täglich Wasser und Brot bringen, was man so in dem Gefängnis kriegt受け取る(krie·gen), da hörten sie, wie der Mann als fort絶えず schrie(schrei·en): "Ach, hätt ich meiner Tochter gehört! ach, ach, hätt ich meiner Tochter gehört!" Da gingen die Bedienten zum König und sprachen das, wie der Gefangene als fort schrie: "Ach, hätt ich doch meiner Tochter gehört!" und wollte nicht essen und nicht trinken. Da befahl(be·feh·len) er den Bedienten, sie sollten den Gefangenen vor ihn br ingen, und da fragte ihn der Herr König, warum er also fort schrie: "Ach, hätt ich meiner Tochter gehört!" - "Was hat Eure Tochter denn gesagt?" - "Ja, sie hat gesprochen, ich sollte den Mörsel nicht bringen, sonst müßt ich auch den Stößer schaffen." - "Habt Ihr so eine kluge Tochter, so laßt(las·sen) sie einmal herkommen." Also mußte sie vor den König kommen, der fragte sie, ob sie denn so klug wäre, und sagte, er wollte ihr ein Rätsel謎々 aufgebenを課す(auf|ge·ben), wenn sie das treffen的確にとらえる könnte, dann wollte er sie heiraten. Da sprach sie gleich ja, sie wollts erraten当てる. Da sagte der König: "Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend裸の(nackt), nicht geritten(rei·ten), nicht gefahren(fah·ren), nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten." Da ging sie hin(hin|ge·hen), und zog(zie·hen) sich aus splinternackend, da war sie nicht gekleidet, und nahm ein großes Fischgarn漁網(Garn), und setzte sich hinein und wickelte巻きつける(wi·ckeln) es ganz um sich herum, da war sie nicht nackend: und borgte借りる(bor·gen) einen Esel fürs Geld und band(bin·den) dem Esel das Fischgarn an den Schwanz, darin er sie fortschleppen引きずって行く(fort|schlep·pen) mußte und war das nicht geritten und nicht gefahren: der Esel mußte sie aber in der Fahrgleiseわだち schleppen, so daß sie nur mit der großen Zehe親指 auf die Erde kam, und war das nicht in dem Weg und nicht außer dem Wege. Und wie sie so daherkam, sagte der König, sie hätte das Rätsel getroffen, und es wäre alles erfüllt. Da ließ er ihren Vater los aus dem Gefängnis, und nahm sie bei sich als seine Gemahlin und befahl ihr das ganze königliche Gut an.

Nun waren etliche Jahre herum, als der Herr König einmal auf die Parade zog, da trug es sich zu起こる(zu|tra·gen), daß Bauern mit ihren Wagen vor dem Schloß hieltenをする(hal·ten), die hatten Holz verkauft; etliche hatten Ochsen(Och·se) vorgespannt(span·nen), und etliche Pferde. Da war ein Bauer, der hatte drei Pferde, davon kriegte手に入れる eins ein junges Füllchen子馬, das lief weg逃げる(lau·fen) und legte sich mitten zwischen zwei Ochsen, die vor dem Wagen waren. Als nun die Bauern zusammenkamen, fingen sie an sich zu zanken口げんかする, zu schmeißen投げる und zu lärmen騒ぐ, und der Ochsenbauer wollte das Füllchen子馬(Fül·len) behalten und sagte, die Ochsen hättens gehabt: und der andere sagte nein, seine Pferde hättens gehabt, und es wäre sein. Der Zank kam vor den König, und er tat den Ausspruch言葉を放つ, wo das Füllen gelegen hätte, da sollt es bleiben; und also bekams der Ochsenbauer, dems doch nicht gehörteその人に属さない. Da ging der andere weg, weinte und lamentierte überについて愚痴をこぼす sein Füllchen. Nun hatte er gehört, wie daß die Frau Königin so gnädig wäre, weil sie auch von armen Bauersleuten gekommen wäre: ging er zu ihr und bat(bit·ten) sie, ob sie ihm nicht helfen könnte, daß er sein Füllchen wiederbekäme. Sagte sie: "Ja, wenn Ihr mir versprecht, daß Ihr mich nicht verratenを漏らす wollt, so will ichs Euch sagen. Morgen früh, wenn der König auf der Wachtparade閲兵 ist, so stellt Euch hin mitten in die Straße, wo er vorbeikommen(vor·bei|kom·men) muß, nehmt ein großes Fischgarn大きな漁網 und tut, als fischtet Ihr魚を捕まえるように, und fischt also fort続ける und schüttet das Garn aus振るい落とす(aus|schüt·teln), als wenn Ihrs voll hättet," und sagte ihm auch, was er antworten sollte, wenn er vom König gefragt würde. Also stand der Bauer am andern Tag da und fischte auf einem trockenen Platz乾いた場所. Wie der König vorbeikam und das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen, was der närrische愚かな Mann vorhätteするつもり(vor|ha·ben). Da gab er zur Antwort: "Ich fische." Fragte der Laufer, wie er fischen könnte, es wäre ja kein Wasser da. Sagte der Bauer: "So gut als zwei Ochsen können ein Füllen kriegen, so gut kann ich auch auf dem trockenen Platz fischen." Der Laufer ging hin und brachte dem König die Antwort, da ließ er den Bauer vor sich kommen und sagte ihm, das hätte er nicht von sich, von wem er das hätte: und sollts gleich bekennenを白状する. Der Bauer aber wollts nicht tun und sagte immer: Gott bewahr! er hätt es von sich. Sie legten ihn aber auf ein Gebund Stroh und schlugen und drangsalten苦しめる(drang·sa·lie·ren) ihn so lange, bis ers bekannte, daß ers von der Frau Königin hätte. Als der König nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau: "Warum bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin: deine Zeit ist um時は終わりだ, geh wieder hin, woher du gekommen bist, in dein Bauernhäuschen." Doch erlaubte er ihr eins, sie sollte sich das Liebste und Beste mitnehmen, was sie wüßte, und das sollte ihr Abschied別れ sein. Sie sagte: "Ja, lieber Mann, wenn dus so befiehlst(be·feh·len), will ich es auch tun," und fiel überに抱きつきく ihn her und küßte ihn und sprach, sie wollte Abschied von ihm nehmen. Dann ließ sie einen starken Schlaftrunk kommen, Abschied mit ihm zu trinken: der König tat einen großen Zug飲むこと, sie aber trank nur ein wenig. Da geriet er bald in einen tiefen Schlaf, und als sie das sah, rief sie einen Bedienten(be·dien·ten) und nahm ein schönes weißes Linnentuch麻(Linnen)布 und schlugかける(schla·gen) ihn da hinein, und die Bedienten mußten ihn in einen Wagen vor die Türe tragen, und fuhr sie ihn heim in ihr Häuschen. Da legte sie ihn in ihr Bettchen, und er schlief Tag und Nacht in einem fortずっと, und als er aufwachte, sah er sich um und sagte: "Ach Gott, wo bin ich denn?" rief seinen Bedienten, aber es war keiner da. Endlich kam seine Frau vors Bett und sagte: "Lieber Herr König, Ihr habt mir befohlen(be·feh·len), ich sollte das Liebste und Beste aus dem Schloß mitnehmen, nun hab ich nichts Besseres und Lieberes als dich, da hab ich dich mitgenommen(mit|neh·men)." Dem König stiegen die Tränen in die Augen, und er sagte: "Liebe Frau, du sollst mein sein und ich dein," und nahm sie wieder mit ins königliche Schloß und ließ sich aufs neue mit ihr vermählen; und werden sie ja wohl nochおそらくまだ auf den heutigen Tag leben.